Bürgerdialoge sind bei vielen Vorhaben inzwischen verpflichtend vorgeschrieben. Also werden sie eben durchgeführt. Doch die Attraktivität der Veranstaltungen erschließt sich vielen Bürgerinnen und Bürgern nicht. Entsprechend sind fast immer die gleichen aktiven Menschen dabei und alle anderen interessieren sich nur am Rande für das Thema.

Oftmals liegt es daran, dass Kommunalgremien und -verwaltungen sehr vieles bereits vorgedacht und vorbereitet haben. Der Bürgerdialog ist leider häufig nur noch eine „Abnickveranstaltung“ einer bereits fast fertigen Planung. Und genau daran entzündet sich die Kritik. Die grundsätzliche Frage: „Wo und wie wollen wir in unserer Kommune in den nächsten 20 oder 30 Jahren leben“, wird nur in Ausnahmefällen gestellt. Und so wenden sich Viele von der kommunalen Zukunftssteuerung ab. Weit im Vorfeld eines Vorhabens ist es sinnvoll eine Art Zukunftswerkstatt zu etablieren.

Dort kommt es darauf an, die Menschen als Schatztruhe von Ideen und Gedanken wahrzunehmen und ihre Ideenvielfalt zu nutzen, um eine Ausrichtung einzuschlagen, die von den meisten Menschen unterstützt und gefördert wird. Es ist schwierig, alle Menschen in einer Kommune unter einen Hut zu bekommen. Also sollte man gedanklich daran arbeiten, dass die Menschen miteinander und zueinander ins Gespräch kommen. Dann wird allen klar: es gibt immer mehr als eine Sichtweise, mehr als den eigenen Aspekt zu einem Thema. Erst wenn das verstanden wurde, kann ein Dialog wirklich stattfinden. Und damit sind die Weichen für gemeinsame Vorhaben positiv gestellt.

Nora Batson hat sich über Jahrzehnte mit der Frage beschäftigt, wie eine Basis hergestellt werden kann, auf der Menschen im Gespräch zueinander finden. Herausgekommen ist ihr „WARM-DATA-LAB“. Ein Format – eher vielleicht eine Lebenseinstellung – die das Verständnis der Menschen füreinander unterstützt. Das Format ist nicht einfach, aber sehr wirkungsvoll, weil es alle Teilnehmenden verändert und öffnet für ein echtes Gespräch.

Ich habe mich über die Chance, bei Nora Batson lernen zu dürfen sehr gefreut. Und im Herbst gab es ein beeindruckendes Online-Seminar zur Auffrischung des Warm-Data-Labs. Danke an Nora Batson für diese Tage und Danke an Prof. Matthias Varga von Kibéd für die Gelegenheit des Seminars.